, Pressemitteilung

Puttrich in Karben: "Gemeinsam europäische Werte verteidigen"

Wenige Tage vor der Europawahl freute sich die Karbener CDU über hohen Besuch: Hessens Bundes- und Europaministerin Lucia Puttrich kam ins Restaurant "Bei Anna" nach Groß-Karben zum Stadtgespräch. Der Titel der Veranstaltung machte seinem Namen alle Ehre, denn nach dem Eingangsvortrag von Puttrich entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch mit den über 40 Gästen, die zahlreiche Fragen und Debattenbeiträge hatten, sich in einem aber mit der Ministerin einig waren: Die europäische Einigung ist ein Glücksfall für Deutschland und muss konstruktiv weiterentwickelt werden.

"Europa braucht in der Politik die gleiche Lust und Leidenschaft, mit der die Eintracht und ihre Fans sich im europäischen Fußballwettbewerb präsentiert haben", eröffnete CDU-Vorsitzender Mario Beck im Eintracht-Chelsea-Freundschafsschal das Stadtgespräch – anderthalb Stunden nachdem er aus London zurückgekehrt war.

Nicht nur der Sport und Auswärtsfahrten im Fußball, auch das Reisen bringt den Kontinent zusammen. Aus diesem Anlass heraus hatte die Junge Union eine große Europakarte im Raum aufgehängt, wo die Besucher ihr schönstes Reise-Erlebnis markieren konnten. Schnell kamen viele Kreuze auf der Landkarte zusammen. "Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, als wir 18 Stunden an einem Grenzübergang warten mussten, um die Oma zu besuchen", blickte Stadtrat Sebastian Wollny zurück. JU-Vorsitzender David Gubitzer hingegen ist im Europa der offenen Grenzen aufgewachsen: "Meine Generation kennt Europa nicht anders und profitiert von Auslandssemestern oder vom Interrail-Ticket. Diese Errungenschaften dürfen wir nicht gefährden. Wir müssen um Europa und seine Werte kämpfen, insbesondere jetzt, wo sie vermehrt aus der linken und rechten Ecke angegriffen werden."

Darauf ging auch Lucia Puttrich ein: "Wir leben hierzulande seit 70 Jahren in Frieden, weil wir dieses großartige Friedensprojekt der europäischen Gemeinschaft geschaffen haben. Auf dem Kontinent können wir jedoch nicht von 70 Jahren Frieden sprechen, wenn wir an den Balkan denken. Gerade an diesem Beispiel zeigt sich, dass Freiheit und Frieden keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern von uns erkämpft werden müssen." Puttrich verstand es, sehr anschaulich dem Publikum einen Einblick in die Faszination und auch in die Herausforderungen europäischer Politik zu vermitteln: sowohl mit privaten Beispielen – eine ihrer Töchter lebt derzeit in Prag – als auch mit Einblicken in ihre zahlreichen internationalen Termine als Ministerin. "Auf der Welt befinden wir uns längst im Wettkampf der Systeme. Unsere Werte werden nicht überall auf der Welt geteilt, blicken sie nach China oder Russland. Nur gemeinsam als Europäer werden wir uns schaffen, unsere Werte – von Menschenrechten, sozialer Verantwortung bis hin zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen – zu verteidigen", so Puttrich.

"Sollen die Briten jetzt raus aus der EU oder halten wir ihnen die Möglichkeit offen, zu bleiben?", fragte Karl-Heinz Gangel, der Okärber Ortsvorsteher. Puttrich plädierte für letzteres: "Die Briten sind für uns ein wichtiger Bündnispartner in wirtschaftlichen Fragen, zum Beispiel bei der Haushaltsdisziplin. Wir Hessen arbeiten besonders eng mit den Briten zusammen, denn wir sind ebenso wie sie wichtige Pharma-Standorte. So oder so bleiben wir den Briten verbunden, zum Beispiel durch die NATO." Apropos Militärbündnis: "Wird es eine europäische Armee geben?" wollte Markus Schmidt aus Kloppenheim wissen. Hierzu Puttrich: "Ich glaube nicht in den nächsten 10 Jahren, dazu sind militärische Systeme und nationale Befindlichkeiten noch zu verschieden. Wir sollten aber darauf hinarbeiten mit einer immer engeren Zusammenarbeit. Das gilt sowohl für das Militär als auch für die Terror-Bekämpfung auf polizeilicher Ebene." Eine klare Antwort lieferte Puttrich auch auf die Frage, ob die Türkei in die EU gehöre. "Nein.

Gerade in jüngster Zeit hat sich die Türkei leider sehr weit von unseren Werten weg entwickelt." Wie es um das Thema Bürokratie in der EU bestellt sei, wollte ein anderer Gast wissen. Puttrich: "Ich will nicht alles schön reden, es gibt Verbesserungspotenzial. Ich glaube nicht, dass wir auf Dauer 28 Kommissare brauchen. Fakt ist aber auch: Die EU-Kommission beschäftigt weniger Mitarbeiter als zum Beispiel die Stadt München."

"Die lebendige Diskussion war heute Abend ein toller Beitrag, das Interesse an der Europawahl zu steigern. Das gilt es an die Bürger weiter zu tragen" appellierte Beck, bevor er sich bei der Ministerin bedankte. Als kleine Aufmerksamkeit gab es diesmal nicht wie sonst bei der Karbener CDU Rendeler Schnapps, sondern italienischen Wein – beides gehört zur Vielfalt in Europa.